Gut geregelt und vorgesorgt mit Weitblick
- Katja Schmidt

- 5. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Gerade habe ich die Brille einer Klientin zum Optiker gebracht - der Bügel ist abgebrochen und musste "geflickt" werden. Der Optiker meint, die Brille sei schon in die Jahre gekommen und ob die Dame nicht einmal wegen einer neuen zu ihm kommen möchte...? Leider ist das nicht (mehr) möglich, die Klientin ist an Demenz erkrankt, verwirrt in Zeit, Ort und Situation und leider ist ein Sehtest ohne große Aufregung nicht mehr machbar und wohl mit einem eher mangelhaftem Ergebnis zu rechnen.
Hin und wieder wäre es schön, mit ihr ein paar Fotos von früher anschauen, oder Zeitung lesen zu können, was einige Menschen mit Demenz durch das lang Gelernte und oft gemachte noch gut können würden. Aber leider ist die Sehkraft zu sehr eingeschränkt, ohne Brille keine Chance.
Diese Situation ist in meinem Berufsalltag stellvertretend für so viele Dinge, die meine Klient:innen selbst, oder Angehörige aufgeschoben, oder für nicht so wichtig erachtet haben und nun eine zusätzliche Belastung, Einschränkung und Verminderung der Lebensqualität im ohnehin schon schwer, oder zumindest anders gewordenen Alltag darstellen.
Irgendwann kommt die Zeit, vor allem bei Menschen mit Demenz, aber auch bei körperlichen Beschwerden, wo Arztbesuche, Einkäufe, Anproben und Erklärungen schwierig werden. Im Falle einer Demenz kann der/die Betroffene sich nicht mehr äußern, ob die schmerzende Zahnprothese schuld daran ist, dass das Essen verweigert wird, oder "aufforderndes" Verhalten auslöst, oder ob etwas anderes der Grund ist.
Die Zahnprothese hätte längst unterfüttert, oder besser angepasst werden sollen, um ohne Schmerzen gut essen zu können.
Passende Schuhe und zwar für jede Jahreszeit und angenehme Hausschuhe, Socken oder anderes für drinnen, die der Mensch mit Demenz am Besten schon kennt, oder ein paar mal anhatte und selbst probieren konnte.... Der geliebte Spaziergang ist nicht mehr machbar, auch nicht im Rollstuhl, wenn die Ausrüstung fehlt, oder das Anziehen auf Grund der falschen Größe nicht geht.
Kleidung, die angenehm zu tragen ist, passt und ausreichend vorhanden ist, wie z.B. Socken und Unterhemden .....
Eine gepackte Tasche für ungeplante Spitalsaufenthalte, Toilettentasche und ein Medikamentenplan, sowie Kopien wichtiger Befunde.
Eine To do Liste für Angehörige, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament, oder einfach ein Handlungsleitfaden, ein schriftlich festgehaltener Wunsch über das Vorgehen im Falle, dass man nicht mehr selbst entscheiden kann, Gespräche mit Angehörigen, Interesse an unseren älteren Mitmenschen und Angehörigen, um Gewohnheiten und Vorlieben zu kennen, wissen, wo etwas zu Hause aufbewahrt wird, oder über Abneigungen und Schwierigkeiten Bescheid zu wissen und das wenn notwendig Pflege- und Spitalsmitarbeitern mitteilen zu können, um den Umgang zu erleichtern und die Versorgung bestmöglich anpassen und umsetzen zu können.
So oft erlebe ich für alle stressige, manchmal würdelose und sehr herausfordernde Situationen, die man vermeiden kann. Gerne besuche ich Sie und Ihre Angehörigen zu Hause oder veranstalte Infoabende in Ihrem Umfeld (Vereine, Seniorengruppen, Nachbarschaften, Grätzel etc.) als Austausch über genau diese Dinge, die wichtig sind, oder werden können.



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