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Mach`s gut Frieda

  • Autorenbild: Katja Schmidt
    Katja Schmidt
  • 10. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
Abschied
Abschied

Der Anruf war kurz und im Grunde keine Überraschung: " Hallo, ich muss ihnen leider mitteilen, dass Frau T. letzte Nacht verstorben ist. Ihr Auftrag endet damit und die Familie hat alles Weitere übernommen. " So die Worte der gerichtlichen Erwachsenenvertreterin, die sich bisher um Frieda gekümmert und mich beauftragt hat, sie regelmäßig im Pflegeheim zu besuchen. Ein knappes Jahr haben wir uns einmal pro Woche für ein paar Stunden gesehen und eine gute Zeit verbracht, mit Dingen, die Frieda gerne mochte und noch tun konnte und gern mochten wir beide uns auch.



Emotional gut abgegrenzt, reflektiert, ausgebildet und wohl wissend, dass die Menschen die ich begleite, im letzten Lebensabschnitt angekommen sind und diese Erde oft von heut auf morgen verlassen, beschleicht mich dennoch ein Gefühl der Traurigkeit und es fühlt sich komisch, ja nicht real an, dass sie jetzt "einfach weg" ist. Es ist nicht nur der Mensch, der fehlt. Eine Lücke entsteht, eine Gewohnheit und Vertrautheit die nicht mehr da ist und das berührt und macht traurig. Wie wichtig ist es, diesen Moment und die Gefühle zuzulassen und vielleicht auch ein Ritual, eine Geste zu finden, in der man den Menschen liebevoll verabschieden kann? Denn liebevoll und zugewandt war auch stets mein Umgang im Leben mit ihr, weshalb der Abschied für mich nicht hoch professionell, ohne Weiteres stattfinden kann. Es geht auch darum, was diese Situation mit mir, mit uns als Betreuende und Pflegende macht. Ein Bild, eine Kerze und Blumen an einem bestimmten Platz auf meinem Balkon und ein paar Minuten Zeit zum Innehalten, das ist mein "Abschiedsritual". Ich weiß, jede:r hat einen anderen Umgang damit, meist gibt es kleine Zeremonien für alle auf der Station. Und doch darf man seinem persönlichen Gefühl und Bedürfnis nachgeben, was auch immer da ist, auch und vor allem im Kontext des Pflegealltags auf der Station. Vieles muss dort professionell ablaufen, nach Modellen, Vorgaben und Routinen.

Trauern, oder sich verabschieden nicht - das bleibt individuell. Es soll Zeit und Raum haben und sein dürfen, denn vor allem wenn wir mit Menschen "arbeiten" sollten wir in diesem Zusammenhang in erster Linie zutiefst menschlich sein und handeln (dürfen) und erst dann professionell im Sinne von Ausbildung, Routinen und Vorgaben.

Für mich eine sehr wertvolle Erfahrung - ist Frieda doch die Erste meiner Klient:innen, die gegangen ist. So wie ich sie erlebt habe, so wie sie war, hatte sie einfach genug, nach über 90 Jahren Erdenleben und das darf sein.

Mach´s gut Frieda und danke für unsere gemeinsame Zeit!



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